Das Alpaka-Züchter auf die Qualität der gewonnenen Wolle schwören hat nicht nur werbliche Gründe, sondern liegt vor allem in der Natur der Sache: Die Alpakafaser kombiniert viele nutzbringende Eigenschaften und ist so insbesondere der weiter verbreiteten Schafswolle überlegen. Negative Merkmale sind praktisch nicht zu finden.
Alpakafasern sind außergewöhnlich weich und bieten einen hohen Tragekomfort. Selbst bei vergleichbarem Faserdurchmesser fühlt sich Alpakawolle angenehmer und flauschiger an, als Schafswolle. Der Grund liegt in der speziellen Beschaffenheit der Alpakafaser. Grundsätzlich setzt sich ein Haar aus verschiedenen ineinandergreifenden Schuppen zusammen. Beim Übergang von einer Schuppe zur nächsten entsteht ein Absatz, den man wiederum als Schuppenhöhe bezeichnet. Die Höhe der Schuppen beim Schaf beträgt etwa 0,8 Mikron – beim Alpaka lediglich die Hälfte. Alpaka-Wolle ist daher deutlich weicher.
Eine weitere Besonderheit ist die Farbgebung. Es gibt Alpakas in 22 verschiedenen Farben und bis zu 60 Farbschattierungen – mehr als jedes andere Fasertier auf der Welt besitzt. Durch eine Mischung verschiedenfarbiger Fasern kann darüber hinaus eine große Farbpalette angeboten werden.
Außerdem ist die Faser der Alpakas sehr stark und widerstandsfähig. Auch bei dünneren Fasern bleibt dieses Charakteristikum erhalten, so dass sich Alpaka-Fasern hervorragend für die industrielle Verarbeitung eignen. Der ursprüngliche natürliche Lebensraum der Alpakas in kalten, hohen Gegenden hat für eine höhere thermische Kapazität der Fasern gesorgt. Alpaka-Fasern haben winzige Lufttaschen und verfügen dadurch über besondere klimatische Eigenschaften – sie wärmen in kalter Umgebung und leiten überschüssige Wärme weiter, so dass man in Alpaka-Kleidung deutlich weniger schwitzt, als z.B. in synthetischen Stoffen.
Alpaka-Wolle lässt sich nicht nur leicht färben, das Material verfügt zudem über einen außergewöhnlichen Glanz, der die Alpaka-Kleidungsstücke auch optisch reizvoll macht. Einen besonderen Glanz haben dabei die Fasern des Suri-Alpakas.
Alpaka ist kompatibel mit sogenannten worsted (Kammgarn) und woolen Manufaktursystemen. Die Faser des Huacaya-Alpakas lässt sich zudem auch sehr leicht von Hand verspinnen. Die robuste, widerstandsfähige Qualität der Faser ermöglicht langlebige, komfortable Kleidungsstücke. Alpaka-Wolle lässt sich leicht und vor allem ohne Verwendung von Chemikalien reinigen. Die elektrostatische Aufladung anderer Wollsorten tritt beim Alpaka nicht auf.
Bemerkenswert ist auch der hohen Ertrag an sauberer Wollfaser nach der Verarbeitung, der mit bis zu 95 % der geschorenen Rohwolle deutlich über dem von Schafswolle liegt. Die Weiterverarbeitung von Alpakawolle ist deutlich einfacher als von anderen natürlichen Fasern, denn Alpaka-Fasern verfügen über einen geringeren Fettanteil und müssen nicht enthaart werden, wie z.B. Cashmere oder Kamel.
Weltweit werden bislang nur 5000 Tonnen Alpakafasern im Jahr gewonnen, was etwa einem Tausendstel der gesamten, produzierten Tierfasern entspricht. Alpakafasern sind daher äußerst rar und äußerst begehrt. Die steigende Nachfrage bei recht geringem Bestand trägt nicht unwesentlich dazu bei, dass die Alpaka-Zucht in Zukunft ein weiterhin wachsender Markt sein wird.